Der Titelkampf in der WRC2 hat bei der Rallye Chile eine dramatische Wendung genommen, als das Toksport-Team von Oliver Solberg erfolgreich eine erneute Prüfung ihres zuvor abgelehnten Protestes gegen die fiktive Zeit von Yohan Rossel forderte. Der ursprünglich abgelehnte Protest wird nun von den Rallye Chile-Stewards erneut verhandelt, nachdem der FIA-Road-Sport-Direktor Andrew Wheatley entscheidend interveniert hat.
Am Freitag gaben die Stewards der Rallye Chile bekannt, dass neue, „bedeutende und relevante“ Beweise ans Licht gekommen sind – Beweise, die zum Zeitpunkt der ursprünglichen Entscheidung nicht verfügbar waren. Diese Beweise könnten das Ergebnis der Rallye und die Gesamtwertung der WRC2-Meisterschaft potenziell umgestalten.
Die Kontroverse dreht sich um Rossels Zeit für SS11, die um 40 Sekunden reduziert wurde, nachdem behauptet wurde, er sei durch Solberg behindert worden, der mitten im Lauf angehalten hatte, um einen Platten zu wechseln, und dann vor ihm wieder anfuhr. Solbergs Team war der Meinung, dass die Zeitreduzierung übertrieben war, und legte Einspruch ein, aber die Stewards hielten den Protest zunächst für unzulässig.
Wheatley berief sich jedoch auf Artikel 14.1.1 des FIA International Sporting Code, der eine Überprüfung ermöglicht, wenn neue, relevante Informationen auftauchen. Die entscheidenden Beweise stellten sich als Videoaufnahmen und GPS-Daten heraus, die von der FIA bereitgestellt wurden und die Echtzeit-Interaktionen zwischen den beiden Fahrern auf SS11 zeigen.
Das Video zeigt, wie Solberg dicht vor Rossel in dichtem Nebel wieder anfuhr, wobei Rossel später weit hinausfuhr und etwa drei Minuten nach der Begegnung mit Solberg zum Stillstand kam. Die FIA gab zu, dass, wenn diese Daten früher verfügbar gewesen wären, die ursprüngliche Entscheidung möglicherweise anders ausgefallen wäre. Die Stewards fanden die neue Einreichung der FIA bedeutend genug, um eine vollständige Überprüfung zu rechtfertigen.
Mit der Wiedereröffnung des Falls werden DG Sport und die Rallye-Offiziellen erneut zusammentreffen, um Solbergs Einspruch zu überprüfen. Das Ergebnis könnte die WRC2-Titelrennen dramatisch beeinflussen, da Rossels Abstieg vom ersten Platz ihn effektiv aus dem Titelrennen ausschließen würde. Sollte er jedoch seine Position behalten und die Central European Rally (CER) gewinnen, könnte er Solberg in der Meisterschaftswertung überholen, abhängig von Sami Pajaris Ergebnissen in Japan.
Die Einsätze sind hoch für alle Anwärter. Wenn Rossel durch den Einspruch mehr als 26,2 Sekunden verliert, würde er hinter Solberg zurückfallen, was Solberg entscheidende Punkte geben würde, die seinen Vorsprung gegenüber Pajari ausbauen. In diesem Szenario müsste Pajari in Japan Zweiter und nicht Dritter werden, um den Titel zu gewinnen. In der Zwischenzeit hätte Nikolay Gryazin eine Außenseiterchance auf den WRC2-Titel, aber nur, wenn er sowohl in der CER als auch in Japan gewinnt.
Während die Spannung steigt, werden alle Augen auf die bevorstehende Überprüfung gerichtet sein und darauf, wie das Urteil den WRC2-Meisterschaftskampf beeinflussen wird.