Der neue Chef von Alpine F1, Oliver Oakes, ist nicht hier, um Politik zu spielen – er ist hier, um Ergebnisse zu erzielen. Als der jüngste Teamchef im Formel-1-Feld hat der 37-Jährige ein Team in der Transition übernommen, aber anstatt mit dem Finger zu zeigen, nimmt er die Unterstützung von Renault an und verfolgt eine frische Vision für das in Enstone ansässige Team.
Während der ehemalige Alpine-Chef Otmar Szafnauer Renaults Beteiligung am Team scharf kritisierte – er argumentierte, der Hersteller sollte „sich raushalten und die Experten F1 überlassen“ – sieht Oakes das anders. Seiner Ansicht nach sind Alpines Schwierigkeiten nicht das Ergebnis von Unternehmensinterferenzen, sondern vielmehr ein Mangel an Zusammenhalt innerhalb des Teams selbst.
Szafnauers Abgang und Alpines Abwärtsspirale
Alpines Reise unter Renault-Eigentum war alles andere als reibungslos. Nachdem man 2016 sein Werksteam in der Formel 1 zurückerobert hatte, hat Renault mehrere Führungswechsel durchlebt, wobei jeder eine Wiederbelebung versprach, die nie ganz realisiert wurde. Das Rebranding des Teams zu Alpine im Jahr 2021 kam mit einem ehrgeizigen „100-Rennen-Plan“, um an die Spitze zurückzukehren, aber bis Mitte 2023 schien dieses Ziel wie eine Fantasie.
Nach enttäuschenden Ergebnissen wurde Szafnauer die Tür gewiesen, und sein Abschiedskommentar über das Management von Renault war vernichtend. „Sie sollten sich nicht einmischen. Lass es! Es ist so viel anders als ein Automobilunternehmen, du solltest es einfach den Experten überlassen“, sagte er.
Aber Alpines Rückgang hörte nicht mit seinem Abgang auf. Die Saison 2024 begann als völliges Desaster, da das Team eines der schlechtesten Autos im Feld hatte. Renault Group CEO Luca de Meo reagierte, indem er Alpines Führung umstrukturierte, David Sanchez mit der Leitung der technischen Operationen betraute und den stets umstrittenen Flavio Briatore als Executive Advisor ernannte. Bis August war auch Bruno Famin weg, und Oakes übernahm die Leitung.
Oakes’ Urteil: Renaults Unterstützung ist entscheidend
Im Gegensatz zu seinem Vorgänger ist Oakes nicht daran interessiert, den Finger auf das Mutterunternehmen zu richten. Stattdessen sieht er das Engagement von Renault als notwendig für Alpines Überleben und zukünftigen Erfolg.
„Es ist leicht, immer auf jemanden zu zeigen, der ‚einmischt‘, aber manchmal muss man sich fragen, warum sie sich einmischen müssen?“ sagte Oakes zu Motorsport.com. „Liegt es daran, dass wir die Dinge nicht im Griff haben? Liegt es daran, dass wir wirklich den Fokus verloren haben?“
Statt Renaults Präsenz als Hindernis zu betrachten, glaubt Oakes, dass es um Verantwortung geht. „Die Leute sollten sich auch daran erinnern, wer die Rechnungen bezahlt und wer das Team unterstützt. Aus meiner Sicht haben wir großes Glück, diese Unterstützung zu haben,“ betonte er.
Alpines Comeback zur späten Saison: Ein Zeichen für das, was kommt?
Trotz eines holprigen Starts ins Jahr 2024 konnte Alpine in der zweiten Hälfte der Saison die Wende schaffen. Das Team überraschte das Feld mit einem Doppelpodium beim chaotischen, regengeplagten Großen Preis von Brasilien und bewies damit, dass das Potenzial vorhanden war. Sie folgten mit konstanten Top-10-Platzierungen und kämpften sich so auf den sechsten Platz in der Konstrukteursmeisterschaft.
Oakes, der Alpine durch diese Wiederbelebung führte, lässt sich von dem Druck nicht beeindrucken. „Alle sagen zu mir: ‚Fühlst du das wie ein Gewicht auf deinen Schultern oder als Druck?‘ Und ich sehe das wirklich anders“, sagte er.
Für ihn ist der Fokus klar: „Es gibt keinen Masterplan. Es gibt keine Dinge, die vorher gesagt wurden, ‚100 Rennen‘ und all das. Wir müssen einfach besser werden. Wir müssen ein gut geführtes Team sein.“
Keine Ablenkungen, Keine Ausreden—Nur Leistung
Die Zukunft von Alpine war ein Thema intensiver Spekulationen, mit Gerüchten über Probleme mit dem Antriebsstrang und mögliche Teamverkäufe. Aber Oakes lässt sich von äußeren Geräuschen nicht von seiner Mission ablenken.
„Wir müssen uns einfach auf uns selbst konzentrieren“, betonte er. „Selbst mit all dem Lärm über den Antriebsstrang und all dem Gerede über Verkäufe und all diesen Unsinn denke ich, dass die Leute bereits gesehen haben, dass wir uns davon einfach nicht mehr stören lassen. Wir werden einfach unseren Kopf runterhalten.“
Der Weg nach vorne: Kann Alpine wieder nach oben klettern?
Mit der vollen Unterstützung von Renault, einer überarbeiteten technischen Struktur und einem erneuerten Teamgeist setzt Alpine darauf, dass 2025 der Beginn einer längst überfälligen Rückkehr sein wird. Die Frage ist nun, ob Oakes das schaffen kann, was seinen Vorgängern nicht gelungen ist – Renaults Investition in einen echten Herausforderer umzuwandeln.
Wenn der späte Saisonanstieg ein Indikator war, könnte das Team endlich in die richtige Richtung steuern. Aber in der hochriskanten Welt der Formel 1 sind Ergebnisse die einzige Währung, die zählt. Und für Oakes hat die Arbeit gerade erst begonnen.