Die ehrgeizige 4 Milliarden Dollar Übernahme der MotoGP-Rechteinhaberin Dorna durch Liberty Media steht vor einem erheblichen Hindernis, da der Wettbewerbskommissar der Europäischen Union Berichten zufolge vorbereitet, eine umfassende Untersuchung des Deals einzuleiten. Die Übernahme, die Formel 1 und MotoGP unter einem einzigen Unternehmensdach vereinen würde, scheint nun aufgrund regulatorischer Bedenken verzögert zu werden.
Regulatorische Warnsignale über den Wettbewerbsmarkt
Bloomberg berichtet, dass die EU-Kommissarin Teresa Ribera, die kürzlich ihr Amt angetreten hat, bereit ist, eine umfassende „Phase Zwei“-Überprüfung der vorgeschlagenen Transaktion einzuleiten. Diese erweiterte Untersuchung, die sich auf potenzielle wettbewerbswidrige Auswirkungen, insbesondere im Rundfunk- und Streaming-Sektor, konzentriert, signalisiert ein erhebliches Hindernis für Liberty Media.
Die Überprüfung durch die Kommissarin spiegelt breitere Bedenken über den potenziellen monopolartigen Einfluss wider, den Liberty Media durch den Besitz beider führender Motorsportmeisterschaften der Welt ausüben könnte. Ein solcher Besitz könnte die Rundfunkdynamik drastisch umgestalten und den Wettbewerb innerhalb der Branche einschränken.
Der Einfluss Spaniens und Ribera’s scharfer Blick
Ribera, eine ehemalige stellvertretende Ministerpräsidentin Spaniens, ist Berichten zufolge gut mit der kulturellen und kommerziellen Bedeutung von MotoGP in ihrem Heimatland vertraut, wo die Serie immense Popularität genießt. Ihre spanischen Verbindungen und das Bewusstsein für die Bedeutung von Dorna sollen die erhöhte Prüfung befeuern.
Liberty Media hatte ursprünglich im letzten Monat seine Unterlagen bei den EU-Regulierungsbehörden eingereicht und erwartete einen reibungslosen und schnellen Genehmigungsprozess. Allerdings hat die erwartete Frist für Rückmeldungen am 19. Dezember mit Ribera, der sich für eine tiefere Analyse der potenziellen Auswirkungen der Übernahme entschieden hat, eine unerwartete Wendung genommen.
Ein Rückblick auf die Herausforderungen von CVC
Dies ist nicht das erste Mal, dass die Eigentümerstruktur von MotoGP regulatorischen Herausforderungen gegenübersteht. In den 2000er Jahren wurde F1s damaliger Eigentümer, CVC Capital Partners, gezwungen, seinen Anteil an Dorna abzustoßen, als die EU-Regulierungsbehörden ähnliche Bedenken hinsichtlich einer einzelnen Einheit äußerten, die sowohl MotoGP als auch F1 kontrolliert. CVC verkaufte letztendlich seine MotoGP-Interessen an Bridgepoint, dem aktuellen Mehrheitsbesitzer von MotoGP, um die Übernahme von F1 im Jahr 2006 zu erleichtern.
Die Echos dieser früheren Herausforderungen sind unüberhörbar, da die Regulierungsbehörden erneut darauf fokussiert sind, den Wettbewerb im Motorsport und auf den Rundfunkmärkten zu bewahren.
Liberty Medias Antwort: Optimismus inmitten von Unsicherheit
Ein Sprecher von Liberty Media sagte gegenüber Bloomberg, das Unternehmen arbeite „konstruktiv“ mit den EU-Regulierungsbehörden zusammen, um deren Bedenken auszuräumen, und hofft, dass sie die „dynamische Natur des Marktes“ anerkennen. Trotz der Verzögerungen bleibt Liberty optimistisch hinsichtlich der eventualen Genehmigung der Übernahme.
Die in Brüssel ansässige Kommission der EU lehnte es ab, sich zu äußern, und hielt sich an ihre übliche Diskretion bezüglich laufender Ermittlungen. Insider deuten jedoch darauf hin, dass der regulatorische Prozess den Deal erheblich verzögern könnte, möglicherweise bis Ende 2025 oder darüber hinaus.
Ein Deal in der Schwebe
Für Liberty Media stehen die Einsätze hoch. Die Akquisition würde nicht nur ihr Motorsportportfolio konsolidieren, sondern auch beispiellose Möglichkeiten für Cross-Promotion, Marketing und Fan-Engagement in F1 und MotoGP schaffen. Kritiker warnen jedoch vor den Risiken einer Monopolisierung der Spitzenplattformen im Motorsport, insbesondere in einer Zeit, in der Streaming-Rechte und globaler Fan-Zugang kritische Wachstumsbereiche sind.
Während Liberty Media auf die formelle Ankündigung der EU zur Phase-zwei-Untersuchung wartet, hängt die vorgeschlagene Fusion in der Schwebe. Mit der Möglichkeit eines langen regulatorischen Kampfes bleibt die Zukunft des Eigentums an MotoGP – und dessen Ausrichtung auf F1 – ungewiss.
Was kommt als Nächstes?
Die detaillierte Untersuchung könnte dazu führen, dass Bedingungen für den Deal auferlegt werden, ähnlich wie es in den 2000er Jahren mit CVC der Fall war. Alternativ könnte Liberty Media gezwungen sein, seine Pläne anzupassen oder die Akquisition sogar ganz aufzugeben. Für den Moment beobachtet die Motorsportwelt aufmerksam, da das Ergebnis die Branche in den kommenden Jahren neu gestalten könnte.