Die Spannung in der Formel 1 beschränkt sich nicht mehr nur auf die Rennstrecke. Der legendäre F1-Boss Bernie Ecclestone hat sich zu dem wachsenden Riss zwischen Fahrern und FIA-Präsident Mohammed Ben Sulayem geäußert und auf die zunehmend umstrittene Governance des Sports hingewiesen. Vom Verbot von Schmuck bis hin zum Verbot von Schimpfwörtern hat Ben Sulayems Führung Kontroversen ausgelöst – und Verstappens Ausbrüche waren der Blitzableiter.
Schimpfwort-Duell: Verstappen vs. Ben Sulayem
Der letzte Konflikt brach über Ben Sulayms Durchgreifen gegen Schimpfwörter aus, ein Schritt, der als direkter Angriff auf Max Verstappen angesehen wird. Der Niederländer hielt sich nicht zurück, als er die Probleme mit seinem RB20 beschrieb, aber der FIA-Präsident war nicht amüsiert und verglich den Motorsport mit Rapmusik:
„Wir müssen zwischen unserem Sport – Motorsport – und Rapmusik unterscheiden. Wir sind keine Rapper, wissen Sie.“
Verstappen, von seinen Mitfahrern einstimmig unterstützt, konterte und argumentierte, dass die F1 ihren menschlichen Touch unter einer so rigiden Governance verliere. „Wir werden in allem zu präzise, von den Regeln bis hin zu ihrer Anwendung. Manchmal müssen die Leute sich ausdrücken können, ohne sich um jedes Wort sorgen zu müssen,“ sagte Verstappen.
Ecclestone: F1 braucht ihren menschlichen Aspekt zurück
Zu dem Thema äußerte sich Bernie Ecclestone, der Mann, der die F1 zu einem globalen Giganten gemacht hat, und spiegelte Verstappens Gefühl wider. Bekannt für seinen unverblümten Ansatz während seiner Amtszeit, erinnerte sich Ecclestone an eine Zeit, als der Sport seine rohe, ungeschliffene Kante annahm.
„In meiner Zeit hatte niemand ein Problem damit, und ich bezweifle, dass sich jetzt wirklich jemand beleidigt fühlt. Wir dürfen die menschliche Seite dieses Sports nicht vergessen,“ bemerkte Ecclestone.
Ecclestone erkannte auch die Schwierigkeit von Ben Sulayems Position an: „Er tut, was er für das Beste hält, aber er ist in einer schwierigen Lage, weil die Fahrer ihn anders wahrnehmen. Die F1 ist am besten, wenn Leidenschaft und Authentizität durchscheinen dürfen.“
Ben Sulayems polarisierende Führung
Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2021 hat Ben Sulayem einen spaltenden Weg eingeschlagen. Als erster nicht-europäischer Präsident der FIA ist seine Führung von einem konfrontativen, hochkarätigen Stil geprägt, der die stille Diplomatie seines Vorgängers, Jean Todt, umkehrt. Von Streitigkeiten mit Liberty Media bis hin zu Fehden mit Toto Wolff und jetzt den Fahrern hat Ben Sulayems Ansatz die Gemüter im Paddock aufgewühlt.
Während Ecclestone die kühne Vision des Präsidenten anerkennt, warnt er davor, die Rolle der Fahrer als Herz und Seele der F1 aus den Augen zu verlieren. Verstappen hat beispielsweise angedeutet, dass er den Sport verlassen könnte – ein Gefühl, das die Motorsportbehörde alarmieren sollte. „Max muss nicht so weit gehen, aber seine Frustration ist aussagekräftig,“ stellte Ecclestone fest.
Die Ära von Liberty Media vs. das Vermächtnis von Ecclestone
Die aktuelle Turbulenz hebt den krassen Gegensatz zwischen der Vergangenheit und der Gegenwart der F1 hervor. Unter Ecclestones Herrschaft hielt sich die FIA weitgehend im Hintergrund, was ihm erlaubte, den Sport nach seinen Vorstellungen zu führen. Doch seit der Übernahme durch Liberty Media im Jahr 2016 und der Präsidentschaft von Ben Sulayem haben sich die Machtverhältnisse in der F1 verschoben, wobei die FIA eine aktivere, manchmal intrusive Rolle einnimmt.
„Ben Sulayem will die FIA wieder großartig machen,“ scherzte Ecclestone und spielte auf die Ambitionen des Präsidenten an. Doch angesichts der drohenden Rücktritte von Fahrern und der angespannten Beziehungen stellt sich die Frage: Verliert die F1 ihren menschlichen Charakter auf der Suche nach polierter Perfektion?
Was kommt als Nächstes für die F1?
Während sich die F1 auf eine weitere Saison vorbereitet, waren die Einsätze noch nie so hoch. Der Streit zwischen Verstappen und Ben Sulayem ist nur das neueste Kapitel in einem umfassenderen Machtkampf, der die moderne Ära des Sports prägt. Wird die FIA ein Gleichgewicht finden zwischen der Durchsetzung von Standards und der Bewahrung der feurigen Persönlichkeiten, die die F1 zu einem globalen Spektakel machen?
Eine Sache ist sicher: Solange Figuren wie Verstappen, Ecclestone und Ben Sulayem die Erzählung dominieren, wird das Drama der Formel 1 weit über die Rennstrecke hinausgehen.