Red Bull Racing, das einst aufstrebende Team, das die Formel 1 mit mehreren Weltmeistertiteln eroberte, steht nun vor seiner bislang größten Herausforderung: dem Bau eigener Antriebseinheiten. Christian Horner, der Teamchef, hat den Vorhang für dieses kolossale Unterfangen gelüftet und erklärt, warum es die Zukunft von Red Bull im Sport prägen könnte.
Eine neue Ära für Red Bull: Das Risiko der internen Antriebstechnik
Seit dem Eintritt in die Formel 1 im Jahr 2005 hat Red Bull das Regelwerk neu geschrieben, wie ein nicht von einem Automobilhersteller unterstütztes Team den Sport dominieren kann. Doch während sich die Vorschriften auf die Saison 2026 zubewegen, wagt Red Bull einen kühnen Sprung in unbekanntes Terrain – das Design und den Bau eigener Motoren unter dem Banner von Red Bull Ford Powertrains (RBPT).
Horner beschrieb dieses Vorhaben offen als die größte Herausforderung des österreichischen Teams bis heute. „In vier Jahren haben wir eine Fabrik gebaut und einen Motor entwickelt, aber wir treten gegen 75 Jahre Erfahrung mit Ferrari und 30 Jahre mit HPP [Mercedes High-Performance Powertrains] an, also haben wir keine Illusionen“, erklärte er.
Für Horner könnten die Einsätze nicht höher sein. „Es ist bei weitem die größte Herausforderung, die wir in der Formel 1 angenommen haben“, erklärte er und unterstrich das Ausmaß dessen, was bevorsteht.
Die Chancen stehen gegen sie
Die Entwicklung von Antriebssystemen ist keine kleine Herausforderung, insbesondere für ein Team, das kein traditioneller Automobilhersteller ist. Red Bull sieht sich Rivalen gegenüber, die jahrzehntelange Erfahrung und etablierte Einrichtungen haben. Ferrari, mit 75 Jahren Erbe im Motorenbau, und Mercedes, dessen HPP-Abteilung die Hybrid-Ära dominiert hat, setzen eine beängstigende Benchmark.
Die Saison 2026 wird umfassende technische Veränderungen mit sich bringen, was es zu einem Neuanfang für die Motorenentwicklung macht, aber auch die Einsätze erhöht. Der Erfolg – oder Misserfolg – von RBPT könnte den Kurs von Red Bull in der neuen Ära der F1 prägen.
Horner erkannte die Größe der Aufgabe an: „Der Berg, den wir erklimmen müssen, ist immens, aber mit dem richtigen Geist und den richtigen qualifizierten Leuten, die wir im Unternehmen haben, wird es machbar sein.“
Red Bulls Alles-oder-Nichts-Ansatz
Red Bulls Investition in seine Antriebssystem-Abteilung war nichts weniger als monumental. Vom Bau einer hochmodernen Fabrik bis zur Rekrutierung von Top-Talenten scheut das Team keine Mühen. Die Motoren werden nicht nur Red Bull Racing antreiben, sondern auch dessen Schwesterteam, VCARB, und RBPT sein volles Debüt auf der Strecke im Jahr 2026 geben.
Horner ist zuversichtlich in die Fähigkeit seines Teams, die Herausforderungen zu meistern. „Mit dem richtigen Geist und den richtigen Leuten können wir es schaffen“, sagte er und betonte die Innovationskultur und Resilienz, die ein Markenzeichen von Red Bulls Erfolg war.
Das Hochrisiko-Hohebel-Spiel
Das RBPT-Projekt geht nicht nur darum, wettbewerbsfähig zu bleiben – es ist ein Glücksspiel, das die Dominanz von Red Bull entweder festigen oder gefährden könnte. Sollte der Antriebsstrang hinter den Erwartungen zurückbleiben, riskiert das Team, seinen Wettbewerbsvorteil zu verlieren, insbesondere da Rivalen wie Ferrari und Mercedes weiterhin ihre gut eingespielten Abläufe verfeinern.
Ein Erfolg könnte jedoch Red Bulls Platz als den ultimativen Störenfried des Sports festigen und beweisen, dass ein Team auch ohne das Erbe eines traditionellen Automobilherstellers in allen Aspekten der Formel 1 glänzen kann.
Was auf dem Spiel steht
Der Erfolg von RBPT wird auch die Zukunft von Red Bulls Schlüsselpersonal bestimmen. Max Verstappen, der Starfahrer des Teams und viermalige Weltmeister, hat Red Bull unerschütterliche Loyalität gezeigt. Doch ein Fehltritt im Jahr 2026 könnte diese Bindung auf die Probe stellen, da Verstappens wettbewerbliche Ambitionen nichts weniger als Exzellenz verlangen werden.
Der Weg nach vorne
Mit dem nahenden Jahr 2026 steht Red Bull vor einem entscheidenden Kapitel in seiner F1-Reise. Der Sprung in die interne Entwicklung des Antriebsstrangs ist ebenso kühn wie herausfordernd. Doch wenn es eine Sache gibt, die Red Bull bewiesen hat, dann ist es, dass sie darin gedeihen, Grenzen zu verschieben. Die einzige Frage ist jetzt: Wird RBPT sie zu größeren Höhen treiben, oder wird sich der Berg als zu steil zum Besteigen erweisen?