Die siebte Etappe der Dakar-Rallye, die rund um Al Duwadimi führt, ist nach einer umstrittenen Entscheidung der A.S.O. (Amaury Sport Organisation), einen 20km langen Abschnitt der Etappe aufgrund eines Fehlers im digitalen Roadbook zu neutralisieren, zum Mittelpunkt hitziger Debatten geworden. Dieser Schritt veränderte die Rangliste drastisch und löste heftige Reaktionen von Wettbewerbern und Fans aus.
Was ist passiert?
Ein Navigationsfehler im Roadbook an der 158km-Marke sorgte bei vielen Wettbewerbern für Verwirrung, die in das falsche Tal abdrifteten, während sie nach einem Wegpunkt suchten. Einige Teams, wie Henk Lategan von Toyota, schafften es, sich zu erholen und den Wegpunkt zurückzufinden, indem sie ihre Schritte zurückverfolgten, während andere erhebliche Zeit verloren, um den richtigen Pfad zu finden. Die Organisatoren entschieden sich, den betroffenen Abschnitt zu annullieren und denjenigen, die Schwierigkeiten hatten, die verlorene Zeit zurückzugeben.
Die Folgen: Gewinner und Verlierer
Henk Lategan: „Es ist völlig unfair“
Lategan, der die Etappe mit einem komfortablen 7-Minuten-Vorsprung begann, sah seinen Vorteil auf nur noch 21 Sekunden gegenüber Yazeed Al Rajhi von Overdrive Racing geschrumpft. Diese Entscheidung ließ Lategan frustriert zurück, da er glaubte, dass die Bemühungen von ihm und Navigator Brett Cummings, das Roadbook korrekt zu befolgen, untergraben wurden.
„Wir haben den Wegpunkt zuerst gefunden, weil wir zu den vorherigen Anweisungen im Roadbook zurückgegangen sind und sie korrekt befolgt haben,“ sagte Lategan. „Alle anderen hatten die gleichen Informationen. Es ist völlig unfair, dass sie diesen Teil herausgeschnitten haben.“
Lategan argumentierte, dass die Rekalibrierung ihre Rennstrategie grundlegend veränderte, die darauf basierte, ihre Hauptkonkurrenten in Schach zu halten.
Yazeed Al Rajhi und Nasser Al-Attiyah: Eine Lebensader
Die Entscheidung hauchte Al Rajhis Kampagne neues Leben ein und stärkte die Chancen von Nasser Al-Attiyah auf einen Podiumsplatz. Al-Attiyahs Navigator, Edouard Boulanger, unterstützte die Neutralisierung nachdrücklich und argumentierte, dass die weit verbreitete Verwirrung die Unzulänglichkeit des Roadbooks bewies.
„Wenn die Organisatoren den Abschnitt vor dem Ende der Etappe abgesagt haben, bedeutet das, dass es ein echtes Problem gab,“ sagte Boulanger. „Wir haben keinen Fehler gemacht. Das Roadbook hat es getan.“
Al-Attiyah liegt jetzt nur 22 Minuten hinter der Führung und belebt seinen Kampf um einen sechsten Dakar-Titel neu.
Nani Roma: „Das gehört zum Rally Raid dazu“
Der Veteran der Dakar, Nani Roma von M-Sport Ford, stellte sich hinter Lategan und betonte, dass die herausfordernde Natur des Rally Raids das Navigieren solcher Unsicherheiten beinhaltet.
„Manchmal gewinnt man, manchmal verliert man. Das gehört zum Spiel dazu,” bemerkte Roma. „Es ist nicht fair, diesen Abschnitt abzuschneiden; jeder hatte die gleiche Herausforderung.”
Die breiteren Auswirkungen
Die Neuberechnung der Zeiten hat M-Sport Fords Mattias Ekström zurück ins Rennen gebracht, wodurch sein Rückstand auf nur 10 Minuten reduziert wurde, während Al Rajhi jetzt perfekt positioniert ist, um um die Führung zu kämpfen. Die Entscheidung hat Fragen zur Fairness und Integrität des Wettbewerbs aufgeworfen, wobei Toyota Berichten zufolge gegen das Urteil Berufung einlegt.
Geteilte Reaktionen: Eine nie endende Debatte
Die Kontroverse verdeutlicht die inhärente Unvorhersehbarkeit der Dakar Rallye, bei der die Navigation eine entscheidende Rolle spielt. Auf der einen Seite glauben einige, dass die Neutralisierung des Abschnitts Fairness gewährleistet, wenn Fehler im Roadbook die Wettbewerber benachteiligen. Auf der anderen Seite argumentieren Kritiker, dass das Überwinden solcher Herausforderungen zum Wesen des Rallye-Raid gehört.
Lategans Gefühl erfasst die Frustration derjenigen, die sich durch die Entscheidung benachteiligt fühlen:
„Wir haben ein völlig anderes Rennen gefahren, nachdem wir den Waypoint zuerst gefunden haben. Es ist frustrierend, dass dieser Aufwand nicht gewürdigt wird.“
Boulangers Gegenargument hebt die gegensätzliche Perspektive hervor:
„Zwölf Autos sind im selben Tal steckengeblieben. Das ist kein Zufall. Es beweist, dass das Roadbook falsch war.“
Was kommt als Nächstes?
Während die Rallye tiefer in das Leere Viertel vordringt, mit fünf verbleibenden Etappen, setzen die neu kalibrierten Gesamtstände die Bühne für ein spannendes Finale. Die Entscheidung, das Drama um den Wegpunkt der Etappe 7 zu neutralisieren, wird weiterhin Diskussionen anheizen, aber vorerst hat sie das Feld neu gemischt und den Kampf um den Dakar-Thron intensiviert.
Wird Lategan seine Fassung zurückgewinnen und die Führung verteidigen, oder werden Al Rajhi, Ekström oder Al-Attiyah die Kontroversen nutzen, um ihr eigenes Stück Dakar-Geschichte zu schreiben? Nur die Zeit wird es zeigen.