Könnte die hochriskante Welt des IndyCar-Rennsports am Rande einer Revolution in der Boxengasse stehen? Michael Shank, Mitbesitzer von Meyer Shank Racing (MSR), hat enthüllt, dass sein Team ernsthaft in Erwägung zieht, einen von NASCAR inspirierten Ansatz zu übernehmen: die Einstellung von spezialisierten, fliegenden Boxencrews, die den Service am Renntag übernehmen. Dieser Schritt könnte die traditionellen Normen auf den Kopf stellen, da die Teams zunehmend nach Wettbewerbsvorteilen in den hauchdünnen Margen des Sports suchen.
Shanks Überlegungen signalisieren einen potenziellen Wandel in der Herangehensweise der IndyCar-Teams an Boxenstopps, die ein Grundpfeiler der Renntaktik und -leistung sind.
Von Mechanikern zu Spezialisten: Ein Paradigmenwechsel
Traditionell verlassen sich IndyCar-Boxenstopps auf Mechaniker, die doppelte Aufgaben übernehmen – das Auto während des Wochenendes vorzubereiten und zu warten, um es dann am Renntag über die Wand zu bedienen. Aber Shank glaubt, dass dieser Ansatz möglicherweise einer Überarbeitung bedarf, da die Anforderungen des modernen Rennsports intensiver werden.
„Eine Sache, von der ich denke, dass sie kommt, sind professionelle Boxencrews“, sagte Shank gegenüber Reportern. „Wir sprechen hier von D1-, D2-, D3-Athleten, die super wettbewerbsfähig sind und ein anständiges Leben mit anderen Dingen verdienen, aber an den Wochenenden kommen. Es ist noch nicht da, aber ich denke, es wird in den nächsten ein oder zwei Jahren kommen.“
Während die IndyCar-Boxenstopps bereits zu den effizientesten im Motorsport gehören und etwa acht Sekunden dauern, verweist Shank auf strategische Innovationen – wie „kurze Füllungen“, bei denen das Tanken absichtlich verkürzt wird, um Zeit zu sparen – als Szenarien, in denen selbst eine Zehntelsekunde, die eingespart wird, einen Unterschied machen könnte.
Das Erbe von NASCAR und die Chance für IndyCar
Das Konzept, athletische, spezialisierte Boxencrews einzusetzen, ist im Motorsport nicht neu. NASCAR hat diese Praxis schon lange angenommen und sogar Geschichte geschrieben, als die Wood Brothers ihre Boxencrew für den Stockcar-Einsatz mitbrachten, um Lotus beim Gewinn des Indianapolis 500 im Jahr 1965 zu unterstützen. Diese Crews bestehen oft aus ehemaligen College- und Profisportlern, die für blitzschnelle Reifenwechsel und präzises Tanken ausgebildet sind.
Im Gegensatz dazu haben die IndyCar-Teams an der Tradition festgehalten und verlassen sich auf ihre Vollzeit-Crews, die sowohl technische Vorbereitungen als auch den Service am Renntag durchführen. Shank fragt sich, ob dieses System mit doppelter Rolle nachhaltig ist, insbesondere da der Wettbewerb intensiver wird.
„Es ist viel, was wir von diesen Jungs verlangen“, gab Shank zu. „Wir verlangen Perfektion bei der Vorbereitung des Autos und dann Perfektion auf der Boxengasse. Das ist eine große Anfrage, besonders bei einem volleren Zeitplan.“
Das Argument für Fly-In-Crews
Die Vorteile von spezialisierten Teams sind klar: schnellere, konsistentere Boxenstopps und reduzierte Ermüdung der Mechaniker, die es ihnen ermöglichen, sich auf die Fahrzeugleistung zu konzentrieren. Shank hob hervor, wie Millisekunden, die in der Boxengasse gewonnen werden, in Positionen auf der Strecke umgewandelt werden können.
„Jede Gelegenheit, eine Zehntelsekunde oder zwei gutzumachen, kann ein anderes Team um einen Wimpernschlag schlagen. Wenn uns die Einstellung dieser Leute einen Vorteil verschafft, ist es das wert“, erklärte er.
Der menschliche Faktor: Ein empfindliches Gleichgewicht
Shank erkennt jedoch an, dass der Wechsel zu spezialisierten Teams nicht nur eine Frage der Leistung ist – es geht auch darum, die Team-Moral zu bewahren. Für viele Mechaniker ist der Einsatz an der Box eine Quelle des Stolzes und der Leidenschaft.
„Etwa 70 Prozent der Leute, die das Auto betanken, lieben es, auch wenn es mehr Arbeit für sie bedeutet“, bemerkte Shank. „Sie würden diesen Teil wirklich vermissen. Also muss man das gegen die reine Leistung abwägen.“
Diese emotionale Verbindung schafft einen empfindlichen Balanceakt für Teams, die einen Übergang in Betracht ziehen. Shank betont, dass, während die potenziellen Leistungsgewinne verlockend sind, der Wechsel auch die Kultur und Kameradschaft respektieren muss, die IndyCar prägen.
Ist IndyCar bereit für Veränderungen?
Während MSR evaluiert, ob fliegende Boxencrews implementiert werden sollen, könnte die Entscheidung einen Wendepunkt für die gesamte Serie markieren. Teams wie Shank’s erkunden bereits die Idee, daher ist es nur eine Frage der Zeit, bis andere folgen.
Im Moment steht der Sport an einem Scheideweg: Wird IndyCar seinen traditionellen Wurzeln treu bleiben, oder wird es eine neue Ära der Spezialisierung an der Boxengasse annehmen? Eines ist sicher – Teams wie Meyer Shank Racing sind bereit, die Grenzen zu überschreiten, um einen Vorteil zu erlangen.