Bisha, Saudi-Arabien – Die Dakar-Rally 2025 begann mit einem erbarmungslosen Auftakt über 499 km, und es dauerte nicht lange, bis das Drama in der Wüste ausbrach. Während die Rennfahrer taktisches Schach spielten, um zu vermeiden, dass sie am Sonntag die brutale 48-stündige Chrono-Stage über 1.058 km anführen, wurden die Fans mit einer elektrisierenden Darbietung von Können, Strategie und Überleben verwöhnt.
Der Sand Saudi-Arabiens testete nicht nur die Maschinen – er offenbarte auch die psychologischen Spiele, die Fahrer bereit sind zu spielen, um die Oberhand zu gewinnen. Die Frage war nicht nur wer der Schnellste war, sondern wer mutig genug war, Geschwindigkeit für Strategie zu opfern?
Minis Erlösung: Chicherit rast zum Sieg
Der Franzose Guerlain Chicherit und Co-Pilot Alex Winocq sorgten für eine Überraschung, indem sie Minis ersten Dakar-Stage-Sieg seit 2021 in ihrem X-Raid Mini JCW sicherten. Ihre messerscharfe Leistung brachte sie 50 Sekunden vor Seth Quintero und Dennis Zenz von Toyota Gazoo Racing ins Ziel und bewies, dass der Mini nicht nur ein nostalgisches Relikt, sondern ein legitimer Anwärter ist.
Der aufstrebende Star Saood Variawa, erst 19 Jahre alt, verblüffte die Rallye-Welt, indem er den dritten Platz in seinem Toyota Gazoo Racing South Africa Hilux belegte, nur 13 Sekunden hinter Quintero. Sein jugendlicher Mut setzte sich gegen die erfahrenen Veteranen Martin Prokop und Viktor Chytka in ihrem Jipocar Ford Raptor um gerade einmal eine Sekunde durch.
Desert Diva dominiert: Gutierrez glänzt auf dem fünften Platz
Die spanische Rallye-Ikone Cristina Gutiérrez, die sogenannte „Lady of the Desert“, stahl die Show und sicherte sich den fünften Platz zusammen mit Co-Pilot Pablo Moreno in ihrem Dacia Sandrider. Sie überholte João Ferreira und Filipe Palmeiro in einem weiteren X-Raid Mini JCW und festigte damit ihren Status als Spitzenkonkurrentin.
Taktik übertrumpft Geschwindigkeit: Sainz, Al-Attiyah und Loeb halten sich zurück
Carlos Sainz und Lucas Cruz sicherten sich den siebten Platz in ihrem Ford Raptor und gingen auf Nummer sicher, um die harte Führung am Sonntag zu vermeiden. Ebenso rundeten Toyotas Lucas Moraes und der Australier Toby Price die Top Ten mit vorsichtigen, aber konstanten Leistungen ab.
Die überlegtesten Züge des Tages kamen von dem amtierenden Champion Nasser Al-Attiyah und Rallye-Legende Sébastien Loeb. Beide verlangsamten absichtlich ihr Tempo, um zu vermeiden, als Erste auf der anspruchsvollen zweitägigen Chrono-Strecke zu starten.
„Wir haben es letztes Jahr auf die harte Tour gelernt“, sagte Al-Attiyah, nachdem er absichtlich 15 Minuten Zeitverlust in Kauf genommen hatte. „Morgen wäre es ideal, als 50. zu starten.“ Loeb, der einen ähnlichen Trick anwandte, gab zu: „Das Ziel war nicht, die schnellste Zeit zu setzen. Jeder spielt dasselbe Spiel.“
Höhen, Tiefen und Herzschmerz
Als der Tag voranschritt, erlebten die Fans alles von atemberaubenden Überholmanövern bis hin zu herzzerreißenden Unfällen. Laia Sanz und Maurizio Gerini wurden nach einer Kollision ihres Century CR6-T mit einem Felsen an die Seitenlinie gedrängt, was Reparaturen an einem zerbrochenen Stoßdämpfer erforderte. Unterdessen kämpfte der litauische Star Rokas Baciuska mit mechanischen Problemen und verlor Zeit wegen seiner hinteren Bremsen.
In der Motorradkategorie festigte Australiens Daniel Sanders seine Dominanz und sicherte sich den Sieg mit 2′04″ Vorsprung auf Ricky Brabec. Hinter ihnen zeigte Skyler Howes den Geist des Dakar, indem er einem verletzten Fahrer half und so sicherstellte, dass der Sportsgeist im Mittelpunkt der Rallye blieb.
Die Bühne ist bereitet für Chaos
Während die Rallye-Karawane sich auf den 48-stündigen Wüstenmarathon am Sonntag vorbereitet, bleibt die Rangliste verlockend eng. Wird Chicherits mutige Aussage unter Druck standhalten, oder werden die Titanen des Dakar aus den Schatten auftauchen? Eines ist sicher: Niemand ist sicher, und die Wüste ist gnadenlos.